Erstklässler im Kartoffelfieber

24.04.2019


Mächtigen Presserummel erlebte die Klasse 1b der Mörscher Grundschule: Sie gab den Startschuss zum achten Schulgartenprojekt „Kids an die Knolle“ für Rheinland-Pfalz, das in diesem Jahr eine Rekordbeteiligung verzeichnet.

Von Klaudia Toussaint

 
„Seit Wochen sind die Kinder im Kartoffelfieber“, sagt die Klassenlehrerin Angela Sole, deren ABC-Schützen fleißig Fakten zum Erdapfel gepaukt haben. So sind die sechs Mädchen und neun Jungen bestens präpariert und brennen darauf, ihr Wissen unter Beweis zu stellen. „Die Kartoffel kommt aus Südamerika“, berichtet Mohammed. Theo warnt vor dem Feind der Kartoffeln, dem Kartoffelkäfer, und Aylin liefert die Gerichte: „Kartoffelbrei, -püree und -salat, Kroketten und natürlich leckere Pommes“. Aus Neustadt ist Hartmut Magin angereist. Der Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft „Pfälzer Grumbeere“ erzählt den Kindern, dass 359 Schulen aus dem ganzen Bundesland bei der Pflanzaktion mitmachen, „das sind über 10.000 Schüler.“ Dies sei eine Rekordbeteiligung – im Vorjahr waren insgesamt 256 Schulen dabei. Im Frankenthaler Schulbezirk haben sich in diesem Jahr auch die Friedrich-Schiller-Realschule plus sowie die Grundschulen Eppstein-Flomersheim und Bobenheim-Roxheim für das Projekt angemeldet. Es vermittelt praxisnahes Lernen – vom Anpflanzen und der Pflege der Kartoffelpflanzen bis hin zur Ernte der Knollen und dem Kochen von Kartoffelgerichten.

Auch der Mörscher Landwirt Hugo Seber steht an dem vom Baumarkt Hornbach gestifteten Hochbeet, das die Grundschüler bei „Kids an der Knolle“ gewonnen haben. Er hatte die Idee, dass sich die Mörscher an dem Projekt beteiligen, „denn Kinder wissen heutzutage wenig über die Grumbeere.“ Für die Erstklässler ist Seber ein guter Bekannter, sie durften schon seinen Fuhrpark besichtigen und haben erfahren, warum die Kartoffelsorten Frauennamen tragen wie Linda, Annabelle, Laura oder Sieglinde. Denn die Züchter taufen ihre Sorten traditionell auf die Vornamen ihrer Frauen.


Die ersten in Deutschland

Magin hat einen Sack Kartoffeln im Gepäck, die Kinder drängen sich um das Hochbeet, das sie mit Reisig, Kompost- und Pflanzerde gefüllt haben. Vor laufenden Kameras sollen sie nun zeigen, dass sie Kartoffeln ebenso gut setzen können wie Onkel Seber. „Schaut her, ihr grabt ein tiefes Loch, legt die Knolle rein und dann schön wieder zu graben“, macht es der Landwirt vor. Und nun darf jeder seine eigene Kartoffel setzen. Noel weiß genau, wann Zeit für die Ernte ist: „In 120 Tagen sind die Kartoffeln reif.“ Die Sorte, die in den nächsten Tagen von den Grundschülern fleißig gegossen wird, heißt Leyla – eine ovale Kartoffel mit gelbem Fleisch, die vorwiegend festkochend ist. Zum Schluss erzählt der Besucher aus Neustadt den Schülern, dass die Pfälzer Kartoffeln die ersten Kartoffeln in Deutschland sind, die geerntet werden können, „denn hier am Rheingraben ist es so schön warm, dass die Knollen schnell wachsen können.“ Und dass 300 Bauern zur Erzeugergemeinschaft gehören, die etwa 7000 Hektar Land bewirtschaften. Darunter können sich die Erstklässler wenig vorstellen. Doch als Magin erklärt, das sei so viel wie 10.000 Fußballfelder, sind sie schwer beeindruckt.

 

Rheinpfalz Frankenthal, Ausgabe 94 vom 23.04.2019

 

 


Autor / Publikation: Adolf-José König